Weinflecken & Sektflecken
Wein und Säure auf Naturstein – chemische Wirkung und optische Folgen
Wein, Sekt, Fruchtsaft oder Essig gehören zu den häufigsten Ursachen für optische Veränderungen und Verätzungen auf Natursteinoberflächen. Sie enthalten organische Säuren wie Wein-, Apfel-, Zitronen-, Essig- oder Milchsäure, deren pH-Wert typischerweise zwischen 2,9 und 4,0 liegt. Diese Säuren wirken je nach Gesteinsart sehr unterschiedlich – von chemischer Auflösung bis zu rein optischen Vergrauungen.
Marmor, Kalkstein und Travertin – chemische Verätzung
Bei Marmor, Kalkstein und Travertin reagiert die Säure direkt mit dem Calciumcarbonat (CaCO₃) des Gesteins. Die Reaktion löst den Kalkanteil an der Oberfläche auf, der Stein wird an diesen Stellen stumpf, matt und rau. Besonders bei polierten Flächen sind diese Verätzungen sofort sichtbar. Die ursprüngliche Politur kann bei starker Aufrauung nur durch mechanische Nachbearbeitung wiederhergestellt werden.
Bei geringem Glanzverlust genügt meist das HMK® M529 Marmor Polierset. Für größere Bereiche oder stärkere Mattierungen eignet sich das HMK® P727 Marmor Polierpulver. Beide Produkte stellen die Oberfläche durch sanfte chemisch-mechanische Politur wieder her.
Schwarze Hartgesteine – irreversible Aufhellungen und Vergrauungen
Schwarze Hartgesteine wie Gabbro, Diorit, Basalt, Labrador oder Impala gelten oft als säurefest – praktisch aber können durch Säurekontakt helle Flecken oder graue, stumpfe Zonen entstehen. Diese resultieren aus einer mikroskopischen Veränderung der dunklen Minerale (z. B. Biotit, Pyroxen, Amphibol). Die Säure löst bestimmte Komponenten minimal an oder verändert die Lichtstreuung der Oberfläche.
Das Ergebnis sind irreversible Vergrauungen oder hellere Ränder, die sich nicht rückgängig machen lassen – weder durch Reiniger noch durch Politur. Die einzige Möglichkeit ist, den optischen Unterschied farbvertiefend zu kaschieren, etwa mit:
Diese Mittel vertiefen die Farbe, reduzieren die Sichtbarkeit der Aufhellung und schützen die Oberfläche zusätzlich vor neuer Fleckenbildung.
Schiefer – selektiv empfindlich, oft mit optischen Aufhellungen
Bei Schiefer hängt die Reaktion stark von der Zusammensetzung ab. Kalk- oder tonreiche Sorten können auf Säurekontakt mit hellen, ausgeblichenen Flecken reagieren, während quarzreiche Sorten meist unempfindlich bleiben. Besonders bei spaltrauen Oberflächen dringt die Flüssigkeit leicht in Poren und Schichten ein.
Die Folgen sind ungleichmäßige Aufhellungen oder matte Zonen, die sich meist nur mechanisch oder optisch verbessern lassen – etwa durch vorsichtiges Nacharbeiten mit feiner Stahlwolle (0000) oder eine farbvertiefende Imprägnierung mit S242, S244 oder S748.
Rotwein - Helle Natursteine – sichtbare Farbflecken
Auf hellen Gesteinsorten sind zusätzlich zur Verätzung oft Rotweinflecken sichtbar, die von den im Wein enthaltenen Farbstoffen (Anthocyanen) stammen. Hier kann eine oxidative Reinigung mit HMK® R160 Moos- und Schimmel EX helfen, um organische Rückstände aufzuhellen. Diese Methode ist jedoch nur auf säureempfindlichen Steinen nach vorheriger Neutralisation und Trocknung anzuwenden.
Vergleich der Säurewirkung nach Gesteinsart
| Gesteinstyp | Reaktion auf Säure | Typischer Effekt | Empfohlene Behandlung |
|---|---|---|---|
| Marmor / Kalkstein / Travertin | Starke chemische Reaktion (Verätzung) | Glanzverlust, matte und raue Stellen | Polieren mit M529 oder P727 |
| Schiefer | Selektive Empfindlichkeit bei kalkhaltigen Sorten | Helle Flecken, ausgeblichene Partien | Feine Stahlwolle oder Farbvertiefung (S242 / S244 / S748) |
| Schwarze Hartgesteine | Keine chemische Reaktion, aber optische Veränderung | Helle Flecken, irreversible Vergrauung | Farbvertiefend kaschieren (S242 / S244 / S748) |
Fazit
Säure wirkt auf Naturstein je nach mineralogischer Zusammensetzung sehr unterschiedlich. Während Marmor und Kalkstein chemisch verätzen, zeigen Schiefer und dunkle Hartgesteine meist optische Aufhellungen oder Vergrauungen. Diese lassen sich nicht vollständig entfernen, aber durch gezielte Politur oder Farbvertiefung weitgehend angleichen und optisch beruhigen.