Kann große Hitze Küchenarbeitsplatten aus Naturstein beschädigen?
Naturstein ist absolut hitzebeständig - Nein! Jedoch entstammen viele Arten von Naturstein aus sehr heißen Entstehungs Umgebungen. Granit bspw. entsteht aus 700°C bis 1.300 °C geschmolzenem Magma und Marmor ist das schöne Ergebnis der Metamorphose von Kalkstein unter sehr hohem Druck bei Temperaturen zwischen 600 °C und 1.500 °C.
Die Hitzebeständigkeit von Naturstein
Natürlich liegt der Gedanke nahe, dass solche Steine auch große Hitze aushalten können. Eine heiße Bratpfanne oder Kasserolle ist schließlich kein Vergleich zu einer unterirdischen Magmakammer. Doch leider ist dies eine falsche Annahme, in der alltäglichen Praxis sieht es ganz anders aus. Obwohl Granit erst bei etwa 1.100 °C zu schmelzen beginnt, kann er bereits bei viel niedrigeren Temperaturen beschädigt werden. Einige Gesteine zeigen bereits partiell leichte Hitzeschäden wenn sie kurzfristig sehr hohen Temperaturen um 400 °C ausgesetzt werden.
Hitze kann selbst das härteste Gestein beschädigen. Die Mineralien können physikalische Veränderungen erfahren, der Stein kann poröser werden, die Platte kann brechen.
Geologische Untersuchungen im Namen der Wissenschaft
Diverse Forschungsarbeiten widmen sich der Frage wie Hitze Granit, Marmor und andere Steine beschädigen kann. Ein Großteil dieser Arbeit bezieht sich zwar auf Gebäude und Denkmäler, die durch Feuer beschädigt wurden, aber die Experimente sind auch für Zwischenfälle in der Küche absolut relevant. Hartgesteine, die hohen Temperaturen ausgesetzt sind, können ihr exklusives Erscheinungsbild einbüßen, noch bevor strukturelle Schäden verursacht werden. Mit anderen Worten, nur weil der Stein nicht heiß genug geworden ist, um zu schmelzen oder zu brechen, heißt das nicht, dass er nicht beginnt, sein Aussehen zu verändern.
Hohe Temperaturschwankungen in kurzer Zeit und punktuelle Erhitzung
Ein plötzliches Temperaturgefälle durch die Injektion einer große Menge Wärme in einen kleinen Bereich, kann die Mineralstruktur nachhaltig schädigen. Wärmeleitfähigkeit, Oberflächenart, Materialstärke und Steinqualität spielen hierbei auch eine Rolle. Viele Steinarten verändern ihre Farbe, wenn sie hohen thermischen Lasten ausgesetzt sind. Große Hitze kann Stein röter, gelber, heller oder dunkler machen. Bei Sandstein ist schon ab 300 °C eine Farbveränderung möglich bei Hartgesteinen braucht es Temperaturen ab 500 Grad. Das kann eine Rötung durch die Oxidation von Eisen innerhalb der Mineralien sein oder auch eine Gelbverfärbung von dunklen bzw. grüner Glimmer (Chlorit) in glimmerreichen Graniten. Bei Experimenten mit Labradorit begannen einige Probensteine bei Hitzeeinwirkung aufzuhellen, andere wurden dunkler.
Hitze erhöht die Oberflächenrauigkeit und Porosität eines Steins
Durch Hitzestress dehnen sich die winzigen Zwischenräume zwischen den einzelnen Körnern, es enstehen mikroskopisch kleine Risse und Klüftungen, in Folge eine unebene Oberfläche. Besonders deutlich wird dies bei glimmerreichen Steinen, da Glimmer aus dünnen Schichten besteht, die von vornherein nur lose aneinander haften. Feinkörnige Granite entwickeln bei etwa 400 °C viel eher eine raue Oberfläche als solche mit großen Körnern. Durch die thermische Dehnungsspannung kann der polierte Glanz der Oberfläche verloren gehen. Dieser Effekt tritt auch bei Kalkstein und Marmor ab Temperaturen über 400 Grad auf. Dieser Vorgang ist eine Einbahnstraße weil das Abkühlen des Steins seine ursprüngliche Porosität nicht zurück bringt. Steine, die von Anfang an eine geringe Porosität hatten, neigen besonders dazu, poröser zu werden, wenn sie durch Hitze beschädigt werden.
Heiße Sachen im Küchenalltag
Je nach Material entwickeln moderne Herdplatten Temperaturen zwischen 400 °C und 600 °C. Das Platzieren einer heißen Pfanne oder eines Topfes / Bräter, aus hochwertigem wärmeleitfähigen Stahl, kann also durchaus erhebliche Schäden verursachen. Der Effekt wird bei wiederholter Ausführung im gleichen Bereich verstärkt. Eine häufige Situation ist das Abstellen einer heiße Pfanne auf einer Arbeitsplatte auf der sich ölige oder fettige Substanzen befinden. Der heiße Pfannenboden erhitzt das Öl und schafft es in wenigen Augenblicken die meisten Materialien zu färben oder zu verfärben. Die Synergie von Hitze und Öl verursacht mehr Schaden als beides allein und tatsächlich ist dieses Szenario nicht einmal besonders unwahrscheinlich, da es bei Kochtöpfen üblich ist, dass sich am Boden Fett ansammelt.
Nicht unerheblich ist auch die Sicherheit von Steinarbeitsplatten, die Wärme aus sehr heißen Backblechen oder Pfannen absorbieren und eine ganze Weile außergewöhnlich heiß bleiben. Da es im Gegensatz zu einem Glaskochfeld keinen visuellen Hinweis auf die Temperatur gibt, kann es leicht zu Verbrennungen kommen, wenn Sie vergessen, dass dieser Teil der Arbeitsplatte heiß sein kann.
Resinierte Oberflächen, Siegel und Pflegerückstände
Mit Kunstharz vergütete Oberflächen (Resinierung) oder diverse schichtbildende Versiegelungen schützen einen Stein nicht vor Hitzeschäden, können jedoch durch Hitze versengt werden. Tatsächlich kann eine Versiegelung den Schaden wegen der Möglichkeit chemischer Reaktionen bzw. Penetration in das Steingefüge noch verschlimmern. Für den Schutz von Küchenarbeitsplatten empfehlen sich daher kapillar wirkende Imprägnate. Neben diversen auflagernden Schichten können sich evtl. auch Rückstände von Pflege- oder Polierprodukten auf der Steinoberfläche befinden welche durch Hitze Flecken bilden oder verkohlen können.
Sind Hitzeschäden reparabel?
Verfärbungen in der Textur und Strukturveränderungen durch hohe Hitze, können mehrere Millimeter tief in den Stein eindrungen sein. Kristalline Steingefüge sind wegen der physikalischen Änderung meist irreversibel geschädigt. Bei Kalksteinen kann der Schaden ggfs. durch Abschleifen der Oberfläche behoben werden. Bei dunklen Gesteinen können Aufhellungen evtl. farbvertiefend behandelt werden. Letztlich kommt es immer auf das konkrete Schadensbild und seine Ausprägung an. Es wäre schön, wenn es eine magische Behandlung gäbe, welche die Veränderungen in einem Stein rückgängig machen könnte. Leider kann dieses Problem, wie viele Enttäuschungen im Leben, nicht rückgängig gemacht werden.
Fazit
Verwenden Sie am besten Untersetzer für heiße Pfannen und Töpfe, insbesondere solche, die heißer als 400 Grad sind. Vermeiden Sie von Vornherein das Abstellen heißer Kochgeschirre auf einer Arbeitsplatte oder Tisch aus Naturstein, zumindest sollten sie vorher einige Minuten abkühlen. Trotzdem, in Punkto Hitzebeständigkeit sind Küchenarbeitsplatten aus Naturstein allen anderen Arbeitsplatten aus Quarzkomposit, Agglo Marmor, Holz, Schichtstoff usw. absolut überlegen, da diese bereits bei geringerer Hitze Schäden davon tragen.