Blaustein - ein Kalkstein mit viel Charme
Der Begriff „Blaustein“ – ein Sammelbegriff für mehrere Kalksteine
Der Name Blaustein wird im deutschsprachigen Raum nicht für ein einzelnes Gestein verwendet, sondern dient als Überbegriff für verschiedene blaugraue bis anthrazitfarbene Kalksteine. Gemeinsam ist ihnen die dunkle, oft leicht bläuliche Anmutung und ihre Herkunft aus fossilreichen, marinen Ablagerungen. Die bekanntesten Vertreter sind Belgischer Blaustein (Petit Granit), Irischer Blaustein (Kilkenny Limestone) und der traditionelle Aachener Blaustein.
Belgischer Blaustein (Petit Granit / Belgisch Granit)
Der Belgische Blaustein ist der weltweit bekannteste Blaustein. Trotz der umgangssprachlichen Bezeichnung „Belgisch Granit“ handelt es sich nicht um Granit, sondern um einen dichten, fossilreichen Kalkstein. Die Bezeichnung entstand, weil die im Stein eingelagerten Crinoidenstiele (Seelilienfossilien) eine körnige Struktur erzeugen, die oberflächlich an ein magmatisches Gestein erinnert.
Typisch sind:
- hoher Fossilienanteil (Seelilien, Bryozoen)
- dichte, robuste Struktur
- gute Polierfähigkeit
- Frostbeständigkeit und Eignung für Innen- & Außenbereich
Im Außenbereich verliert eine Politur allerdings innerhalb von zwei bis drei Jahren an Glanz, wird matt und hellgrau. Die Oberfläche lässt sich jedoch jederzeit neu polieren und gewinnt dann ihren typischen dunklen Farbton zurück. Beim handwerklichen Bearbeiten kann der enthaltene Faulschlamm unangenehm riechende Gase freisetzen – ein bekanntes, materialtypisches Phänomen.
Innen eignet sich Belgischer Blaustein hervorragend für:
- Bodenbeläge und Treppen
- Fensterbänke, Waschtische und Ablagen
- Küchenarbeitsplatten und Wandverkleidungen
- Fassadenbekleidungen und bildhauerische Arbeiten
Irischer Blaustein (Kilkenny Limestone / Irish Limestone)
Der Irische Blaustein ist petrografisch nahezu identisch mit dem Belgischen Blaustein. Beide stammen aus vergleichbaren geologischen Schichten des Devon und verfügen über gleiche technische Eigenschaften wie Dichte, Festigkeit und Polierfähigkeit. Optisch variiert der irische Blaustein je nach Abbaugebiet etwas stärker.
Handelsnamen sind u. a.:
- Kilkenny dunkelgrau
- Irischer Blaustein schwarz-weiß / hell
- Kilkenny schwarz
Durch seine Ähnlichkeit wird er häufig als zum Belgischen Blaustein eingesetzt – mit nahezu identischem Erscheinungsbild.
Aachener Blaustein – der historische „Original-Blaustein“
Der Aachener Blaustein gilt in Deutschland als der historische Vorläufer der später sehr verbreiteten belgischen Varietäten. Bereits im frühen Mittelalter (ab dem 15. Jahrhundert) wurde er für Fenster- und Türgewände, Treppen, Bodenplatten und Kirchenbauten genutzt. Die ehemals ergiebigen Lagerstätten im Raum Aachen und Ostbelgien sind heute erschöpft; ein wirtschaftlicher Abbau findet nicht mehr statt.
Es existieren drei traditionelle Varietäten:
- Aachener Blaustein – schwarz, mit hellen Aderungen; polierbar (Politur im Außenbereich jedoch nicht dauerhaft)
- Aachener Blaustein „F“ – dunkelgrau, polierbar, aber ebenfalls nicht politurbeständig im Außenbereich
- Aachener Blaustein „G“ – dunkelgrau, nur Mattglanz möglich
Importierte Blausteine
Heute werden Blausteine zusätzlich aus Ländern wie Vietnam, China oder Indien importiert. Diese Steine ähneln optisch dem belgischen oder irischen Material, unterscheiden sich jedoch in:
- Fossiliengehalt
- Dichte und Porosität
- Farbton und Textur
- technischen Eigenschaften wie Polierfähigkeit und Frostverhalten
Für den Außenbereich und hoch belastete Flächen sollte daher stets das technische Datenblatt des jeweiligen Importmaterials geprüft werden.