Steinsiegel
Siegel bilden eine porenfüllende, geschlossene Schutzschicht auf der Steinoberfläche
Eine Versiegelung – häufig auch als Steinsiegel bezeichnet – verschließt die obersten Poren und Kapillaren des Natursteins vollständig. Dabei bildet das Material (meist Kunstharz, Acryl oder Wachsdispersion) eine dünne, geschlossene Schicht auf der Oberfläche. Sie verhindert effektiv das Eindringen von Wasser, Öl und Schmutz, blockiert aber gleichzeitig den natürlichen Dampfaustausch: Feuchtigkeit kann nicht mehr aus dem Stein entweichen – die Dampfdiffusion ist praktisch null.
Die Schutzwirkung hängt von der Schichtdicke, der Saugfähigkeit des Steins und der Art des Bindemittels ab. Auf dichten oder polierten Flächen kann die Versiegelung kaum eindringen, die Haftung bleibt gering. Dadurch steigt die Gefahr von Abplatzungen, Blasen oder partiellen Ablösungen. Auf rauen, geschliffenen oder offenporigen Oberflächen (z. B. Sandstein, Schiefer, Cotto) haftet sie besser, bleibt aber mechanisch empfindlich und nutzt sich durch Begehen, Möbelbewegung oder Reinigungsvorgänge mit der Zeit ab.
Ein weiterer Punkt ist die optische Wirkung: Versiegelungen intensivieren die Farbe und erzeugen eine glänzende, teilweise spiegelnde Oberfläche. Bei hellen oder offenporigen Steinen kann das zu einem „nassen“ Aussehen führen, das nicht immer gewünscht ist. Zudem verändert sich die Rutschhemmung – glatte Flächen werden rutschiger.
Risiken und typische Probleme
- Durch Risse, Kratzer oder Fehlstellen kann Wasser unter die Siegelschicht gelangen. Dort staut es sich zwischen Stein und Schicht und verursacht Flecken, weiße Ausblühungen oder Blasen.
- Kristalline Salze aus dem Untergrund können nicht mehr austreten. Es entstehen sogenannte „Einschlüsse“, die langfristig Spannungen und Abplatzungen bewirken.
- Eine aufliegende Siegelschicht ist nicht elastisch – sie reagiert empfindlich auf Temperaturschwankungen, Druck und Feuchtigkeit.
- Auf Böden führt eine zu dicke Schicht zu ungleichmäßiger Glanzverteilung, dunkleren Partien und erhöhtem Pflegeaufwand.
- Wird eine Versiegelung auf feuchtem Untergrund aufgetragen, kommt es zu Mikroporenblasen und Haftungsproblemen – die Schicht löst sich nach kurzer Zeit ab.
Geeignete Materialien und Oberflächen
Versiegelungen eignen sich besonders für rau bearbeitete Natur- und Kunststeinoberflächen mit hoher Saugfähigkeit: grobgeschliffene, gesägte, gebürstete, sandgestrahlte, gestockte, geflammte oder spaltraue Oberflächen.
- Steinarten wie Marmor, Kalkstein, Travertin, Solnhofener Platten, Betonwerkstein, Terrazzo, Granit, Gneis, Porphyr, Schiefer (kein Ölschiefer), Sandstein u. a.
Nicht geeignet sind polierte, feingeschliffene oder glasierte Oberflächen sowie keramische Erzeugnisse wie Feinsteinzeug, glasierte und unglasierte Fliesen, Steinzeug, Klinker, Ziegelplatten oder Cotto – hier kann das Material nicht haften. Auf verdichteten Oberflächen dringt keine ausreichende Menge Bindemittel ein; die Schicht „liegt auf“ und löst sich bei Beanspruchung.
Anwendung und Reinigung
Vor der Versiegelung muss die Oberfläche vollständig sauber, trocken und frei von Rückständen sein. Alte Wachsschichten oder Pflegefilme werden mit HMK® R154 Lösefix entfernt. Für besonders hartnäckige Rückstände oder verschmutzte Oberflächen eignet sich HMK® R153 Power Cleaner – ein hochwirksamer, alkalischer Spezialreiniger zur Grundreinigung stark beanspruchter Steinflächen. Bei empfindlichen Kalksteinen empfiehlt sich stattdessen der HMK® R155 Grundreiniger – säurefrei.
Das Siegel wird mit Kurzflorrolle, Pinsel oder Tuch dünn und gleichmäßig aufgetragen. Wichtig ist ein gleichmäßiger Kreuzstrichauftrag, um Pfützenbildung zu vermeiden. Zwischen den Aufträgen muss die Fläche vollständig durchtrocknen. Eine optionale Politur kann den Glanz erhöhen. Je nach Beanspruchung ist eine Nachbehandlung alle 12–24 Monate sinnvoll.
Entfernung alter Siegelschichten
Schrittweise Vorgehensweise:
- Vorbereitung: Oberfläche trocken reinigen, Staub und losen Schmutz entfernen. Bei Bedarf abschnittsweise arbeiten.
- Reinigerwahl: Je nach Schichtstärke und Art der Rückstände kommen folgende Mittel infrage:
- HMK® R153 Power Cleaner – bei stark verharzten oder hartnäckigen Rückständen (nur auf laugenbeständigen Untergründen).
- HMK® R154 Lösefix – wasserlöslich – zum Ablösen wachs- oder polymerhaltiger Filme.
- HMK® R155 Grundreiniger – säurefrei – für allgemeine Pflegefilme und Glanzrückstände.
- HMK® R157 Intensivreiniger – bei hartnäckigen Schichten und fest anhaftenden Rückständen.
- HMK® R171 Power-Gel – haftet auch an senkrechten Flächen und löst dickere Schichten zuverlässig.
- Anwendung: Reiniger gleichmäßig auftragen und nach Vorschrift einwirken lassen (nicht antrocknen). Bei Bedarf Kompressentechnik anwenden, um gelöste Filme zu binden.
- Mechanische Bearbeitung: Mit Bürste, Pad oder Einscheibenmaschine gründlich durcharbeiten, um Rückstände vollständig zu lösen.
- Nachreinigung: Schmutzflotte aufnehmen, mit viel Wasser gründlich nachspülen und bei Bedarf neutralisieren. Anschließend trocknen lassen, bevor eine neue Behandlung erfolgt.
Nach dem Abtragen alter Siegelschichten kann der Stein wieder „atmen“. Es empfiehlt sich, die Fläche anschließend mit einer diffusionsoffenen Imprägnierung zu schützen, um erneutes Eindringen von Feuchtigkeit und Schmutz zu verhindern – insbesondere bei offenporigen Gesteinen oder Böden mit Fußbodenheizung.