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Oxidierende Öle

Oxidierende und ranzige Öle – chemische Prozesse, Wirkung und Risiken

Viele Öle, die im Haushalt, in Holzpflege oder bei handwerklichen Arbeiten eingesetzt werden, verändern sich mit der Zeit durch Oxidation. Dabei reagieren ungesättigte Fettsäuren mit Sauerstoff aus der Luft – es entstehen neue Verbindungen, die zur Aushärtung oder zum Ranzigwerden führen. Diese Prozesse sind nicht nur chemisch interessant, sondern haben auch praktische Bedeutung: von der Trocknung von Leinöl bis hin zur Bildung hartnäckiger Ölflecken auf Naturstein.

Was passiert bei der Oxidation von Ölen?

Am bekanntesten ist Leinöl, ein sogenanntes trocknendes Öl. Es härtet durch Sauerstoffaufnahme aus und bildet dabei einen festen Film. Die chemischen Schritte lassen sich vereinfacht so beschreiben:

  1. Sauerstoffaufnahme: Ungesättigte Fettsäuren – besonders Linol- und Linolensäure – reagieren mit Sauerstoffmolekülen aus der Luft. Dabei werden Doppelbindungen in den Fettsäureketten geöffnet.
  2. Bildung instabiler Peroxide: Es entstehen organische Peroxide, die sehr reaktiv sind und spontan in Radikale zerfallen.
  3. Kettenreaktion: Diese Radikale greifen weitere ungesättigte Fettsäuren an. Die Reaktion beschleunigt sich selbst und läuft über Stunden oder Tage ab.
  4. Vernetzung: Durch die Oxidation entstehen Querverbindungen zwischen den Molekülen – ein dreidimensionales Polymernetzwerk bildet sich. Das Öl härtet aus und wird fest.
  5. Aushärtung und Wärmeentwicklung: Während dieser Reaktion wird Wärme freigesetzt – bei ölgetränkten Lappen kann dies zur Selbstentzündung führen. Entsorgung daher stets in luftdicht verschlossenen Metallbehältern oder mit Wasser getränkt.

Dieser Mechanismus erklärt, warum Leinöl, Tungöl und ähnliche Produkte als trocknende oder oxidierende Öle bezeichnet werden. Sie werden bewusst genutzt, um Oberflächen zu schützen oder zu veredeln – etwa bei Holz, Stein oder Künstlerfarben.

Oxidierende (trocknende) Öle im Überblick

Oxidierende Öle härten nach Kontakt mit Luftsauerstoff aus und bilden eine widerstandsfähige, wasserabweisende Schicht. Typische Vertreter sind:

  • Leinöl: Klassiker für Holzschutz, Möbelpflege und Firnisse; bildet nach Trocknung einen harten, leicht gelblichen Film.
  • Tungöl: Sehr widerstandsfähig, wasserabweisend und klar; beliebt für Parkett, Küchenarbeitsplatten und Werkbänke.
  • Walnussöl: Mildes, klares Öl mit langsamem Trocknungsverhalten; verwendet in Künstlerfarben und für feine Hölzer.
  • Mohnöl: Langsam trocknend, ideal für Künstlerfarben und helle Oberflächen, da es kaum vergilbt.
  • Hanföl: Naturöl mit ausgewogener Trocknung, gelegentlich in Holzlasuren oder Polituren eingesetzt.
  • Safloröl: Farbneutral, klar und fein; häufig als Bindemittel in hochwertigen Ölfarben.

Ranzige Öle – chemischer Zerfall statt Aushärtung

Nicht alle Öle härten aus. Viele pflanzliche Speiseöle oxidieren langsam und zersetzen sich, statt zu polymerisieren. Sie entwickeln einen unangenehmen Geruch und verfärben sich. Man spricht dann von Ranzigkeit. Ursache ist ebenfalls die Oxidation ungesättigter Fettsäuren, allerdings ohne stabile Vernetzung. Dabei entstehen Aldehyde, Ketone und freie Fettsäuren, die den typischen ranzigen Geruch verursachen.

  • Olivenöl: Relativ stabil, aber bei langer Lagerung unter Luft- oder Lichteinfluss ranzig.
  • Sonnenblumenöl: Reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, daher stark oxidationsanfällig.
  • Rapsöl (Canola): Gute Lagerstabilität, kann aber bei Wärme schnell ranzig werden.
  • Mais-, Soja- und Sesamöl: Hoher Anteil an Linolsäure; oxidieren und bilden klebrige Rückstände.
  • Kokosöl: Gesättigt und daher stabiler, wird aber bei falscher Lagerung ebenfalls unbrauchbar.

Pflanzenöl-Mischungen und ihre Besonderheiten

Viele handelsübliche Öle sind Mischungen, die sowohl trocknende als auch nicht-trocknende Komponenten enthalten. Dadurch können sie teilweise aushärten, teilweise ranzig werden. In Küche, Werkstatt und Kosmetik führt das häufig zu Rückständen und klebrigen Filmen – besonders auf Steinoberflächen oder Holz.

  1. Küchenöle: Gemische aus Sonnenblumen-, Raps- oder Sojaöl oxidieren schnell und hinterlassen klebrige Beläge.
  2. Bratöle: Kombinationen mit Palmöl sind stabiler, aber oxidieren bei hoher Temperatur ebenfalls.
  3. Holzpflegeöle: Leinölmischungen mit Pflanzenölen härten ungleichmäßig aus – Rückstände können verharzen und verfärben Oberflächen.
  4. Kosmetiköle: Enthalten Jojoba-, Mandel- oder Avocadoöl; werden bei Licht und Wärme ranzig, wenn keine Antioxidantien zugesetzt sind.
Hinweis: Auf Naturstein können oxidierte oder ranzige Öle dunkle, schwer entfernbare Flecken bilden. Besonders Leinöl bildet durch Polymerisation eine feste, harzähnliche Substanz, die sich nur mit Spezialreinigern wieder lösen lässt.