Säuren und Laugen auf diversen Natursteinoberflächen - Schadensbilder
Säure- und Laugenempfindlichkeit von Naturstein – was bedeutet das?
Viele Natursteine sind empfindlich gegenüber Säuren und Laugen (Alkalien). Ob ein Stein widerstandsfähig bleibt oder Schäden davonträgt, hängt von seiner mineralischen Zusammensetzung, der Oberflächenbearbeitung und der Art der chemischen Einwirkung ab. Um die richtige Pflege zu wählen, ist ein Grundverständnis der chemischen Grundlagen hilfreich.
Was sind Säuren und Laugen?
Der pH-Wert beschreibt, ob eine Lösung sauer, neutral oder alkalisch ist. Er reicht von 0 bis 14. Die folgende Übersicht zeigt typische Alltagsbeispiele:
pH-Bereich | Charakter | Alltagsbeispiele |
---|---|---|
0–3 | Sauer (stark) | Magensäure, Zitronensaft, Essig |
4–6 | Sauer (schwach) | Wein, Cola, Mineralwasser |
7 | Neutral | Reines Wasser |
8–10 | Alkalisch (schwach) | Seifenlösung, Waschmittel |
11–14 | Alkalisch (stark) | Backofenreiniger, Natronlauge |
Reinigungsmittel enthalten je nach Aufgabe saure oder alkalische Wirkstoffe. Diese können bestimmte Minerale in Natursteinen angreifen und bleibende Schäden verursachen.
Welche Natursteine sind empfindlich?
Marmor und Kalkstein sind grundsätzlich säureempfindlich, da sie aus Calciumcarbonat bestehen. Schon schwache Säuren wie Essig oder Zitronensaft können zu matten Stellen und Glanzverlust führen. Auch manche Hartgesteine reagieren empfindlich. Der Begriff „Granit“ wird im Handel oft pauschal für alle harten Gesteine verwendet, obwohl es geologisch auch Gabbros, Diorite, Syenite, Larvikite oder Gneise sein können. Diese unterscheiden sich deutlich in ihrer Zusammensetzung und damit in ihrer Beständigkeit gegenüber Säuren und Laugen.
Einflussfaktoren: Gestein, Lösung, Konzentration, Einwirkzeit
Ob Schäden entstehen, hängt von mehreren Faktoren ab:
- Art der Säure:
- Flusssäure zerstört Silikate und greift alle Hartgesteine und Keramiken an.
- Salzsäure (niedrige Konzentration) schädigt Granit zwar nicht, kann aber Erzmineralien oxidieren → Rostflecken.
- Phosphorsäure entfernt Kalk, kann aber bei gelblichen Graniten zur Vergrauung führen.
- Essigsäure kann Verfärbungen auslösen, wenn Eisen-, Mangan- oder Zinnverbindungen enthalten sind.
- Amidosulfonsäure gilt als vergleichsweise mild mit geringem Schadenspotenzial.
- Art der Lauge: Starke alkalische Reiniger (z. B. Backofenreiniger, hochkonzentrierte Ammoniak- oder Natronlaugen) können Glimmer- und Tonminerale in Gneisen oder Schiefern angreifen und polierte Basalte stumpf machen.
- Konzentration und Einwirkzeit: Je konzentrierter ein Mittel ist und je länger es einwirkt, desto tiefer die Schädigung.
- Oberflächenbearbeitung: Polierte Flächen verlieren bei Kontakt mit Säuren oder Laugen sofort den Glanz. Raue oder geschliffene Flächen zeigen Schäden weniger deutlich, bleiben aber dennoch angegriffen.
Besondere Empfindlichkeiten bei einzelnen Natursteinen
- Schwarze Hartgesteine: Viele „schwarze Granite“ sind geologisch Gabbros oder Dolerite. Sie enthalten Erzminerale wie Pyrit, die bei Kontakt mit Säuren oxidieren → Rostflecken und Vergilbungen.
- Dolomit und Dolomitmarmore: reagieren zwar etwas schwächer auf Säuren als Kalkmarmore, sind aber keinesfalls beständig. Selbst schwache Säuren können sichtbare Veränderungen hervorrufen.
- Quarzreiche Gesteine: Granite und Quarzite sind weitgehend resistent, da Quarz chemisch stabil ist. Allerdings können Begleitminerale (z. B. Eisenminerale) durch Säuren angegriffen werden und Flecken verursachen.
- Salzrückstände: Viele Reiniger hinterlassen Salze, die hygroskopisch wirken und Ausblühungen oder Kristallisationsschäden fördern – besonders bei Kalkstein und Sandstein.
Praktische Beispiele aus dem Alltag
- Küche: Zitronensaft oder Essig auf Marmor führt sofort zu matten Stellen.
- Badezimmer: Kalkreiniger auf Kalkstein oder Marmor verursacht Verätzungen.
- Außenbereich: Batteriesäure (Auto) oder phosphathaltiger Dünger erzeugen Verfärbungen und Oberflächenschäden.
- Haushalt: Erbrochenes von Haustieren (Magensäure) greift polierte Oberflächen an und verursacht Flecken.
Thermische Einflüsse und Chemie
Zusätzlich wirken Temperatur und Umgebung mit: Auf Fußbodenheizung oder bei direkter Sonneneinstrahlung trocknen Reiniger schneller an. Dadurch entstehen Schlieren, Rückstände oder verstärkte Schäden – besonders auf poliertem Marmor oder Kalkstein. Eine einmal angeätzte Fläche lässt sich nur noch durch Abschleifen und Neu-Polieren wiederherstellen.
Fazit: Säure- und Laugenresistenz von Naturstein
Echte Granite und Quarzite sind im Normalfall resistent gegen im Haushalt vorkommende Säuren wie Frucht-, Essig- oder Kohlensäure. Kalkhaltige Natursteine (Marmor, Kalkstein, Dolomit, viele schwarze Hartgesteine) reagieren dagegen empfindlich und können durch Säuren und starke Laugen dauerhaft geschädigt werden.
Tipp: Säuren und Laugen immer sofort abwischen! Eine Imprägnierung schützt zwar vor Flecken, aber nicht vor chemischen Angriffen durch Säuren oder Alkalien.